Wir trauern um die Stifterin Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel

Stifterin Sigrid Metz-Göckel

Prof. Sigrid Metz-Göckel, eine der Mitbegründerinnen der Frauen- und Geschlechterforschung in Deutschland, ist nach kurzer schwerer Krankheit am
11. Februar 2025 verstorben. Die 2005 emeritierte Dortmunder Soziologin wurde 84 Jahre alt. Zu den vielen herausragenden Arbeiten der Bundesverdienstkreuzträgerin gehört unter anderem die Evaluation der Internationalen Frauen Universität (ifu) zur Expo 2000, bei der 800 hochkarätige Wissenschaftlerinnen aus 114 Ländern multidisziplinär forschten. Für Prof. Ruth E. Hagengruber vom Deutschen Akademikerinnen-Bund war sie eine „Bildungsinstitution der Frauenforschung und der Frauengeschichte“.

„Wenn Sie Professorin sind, dann müssen Sie nicht mehr machen, was die anderen sagen, dann können Sie selbst bestimmen.“ Die anderen, das waren damals vor allem Männer, als Sigrid Metz-Göckel, die Soziologie in Frankfurt studiert hatte, Mitte der 1970-er Jahre einen Ruf als Professorin an die noch ganz neue Uni Dortmund erhielt. Dort baute sie nicht nur das Zentrum für Hochschuldidaktik auf, sondern prägte mit ihren Studien die Frauen- und Geschlechterforschung der Republik, und das an einer sehr technisch geprägten Universität, als eine von nur drei Hochschullehrerinnen unter lauter Hochschullehrern.

Den motivierenden Satz zur Selbstbestimmung hat Metz-Göckel von ihrer Doktormutter Prof. Dr. Helge Pross mit auf den Weg bekommen und er half ihr, in der Männerdomäne Fuß zu fassen und trotz aller Widrigkeiten nicht aufzugeben. Er war ihr ein Ansporn und seitdem hat sie und hat sich Etliches verbessert. Sigrid Metz-Göckel, die als 1940 geborenes „schlesisches Flüchtlingskind“ wusste, was echte Entbehrungen sind, hatte ihr Leben daher stets als Geschenk gedeutet, wie sie immer wieder betonte. Ein Geschenk, von dem sie etwas zurückgeben wollte – an Frauen, die ihrerseits Widerstände überwunden, Neues geschaffen und Wege geebnet haben für andere Frauen. Auf dass die nahe oder fernere Welt etwas besser, weil gleichberechtigter wird. Dabei hatte sie auch immer ein gesamtgesellschaftliches Vorankommen im Auge. Sigrid Metz-Göckels Vehikel fürs Zurückgeben und für ihr Engagement war nach ihrer Emeritierung nicht mehr nur die Geschlechterwissenschaft, sondern eine Stiftung – ihre Stiftung Aufmüpfige Frauen.

Die Vision der Stiftung Aufmüpfige Frauen sei, so die Stifterin, eine geschlechtergerechte Gesellschaft. Mit der Emanzipation der Frauen gingen und gehen Lebenserfahrungen einher, die mit Gewalt, Diskriminierung, Hierarchisierung und Entmündigung sowie unentgeltlicher Arbeit verbunden sind, aber auch mit Erfahrungen, dass es lohnenswert ist, sich zusammenzuschließen und widerständige Alternativen zu entwickeln. Auf diese Weise hätten Diskriminierungen von Frauen in unserer Gesellschaft in vielerlei Hinsicht abgebaut werden können, allerdings bleibe es ein weiter Weg, bis eine Gleichstellung für alle Geschlechter erreicht ist.

„Die Gesellschaft braucht eine konstruktive Aufmüpfigkeit, die stärker ist als Wut“, betonte denn auch die Stiftungsgründerin anlässlich des 20-jährigen Stiftungsjubiläums 2024. „Die Preisverleihungen der Stiftung drücken Wertschätzung und Anerkennung für Frauen und Mädchen aus, die aus ‚der Rolle fallen‘ und etwas Innovatives getan haben, das zur Verbesserung der Situation von Frauen beiträgt und gut für das Zusammenleben der Menschen ist.“ Alle 25 bisherigen Preisträgerinnen der Stiftung seien auf ihre Weise bahnbrechend und hätten den Horizont des Möglichen erweitert.

„Deswegen ist es sicher sehr in Sigrid Metz-Göckels Sinn, wenn das Gedenken an sie weniger ein klassischer Nachruf sein sollte, sondern vielmehr ein Aufruf, ihr Engagement weiterzuführen“, betonen die Stiftungsgremien – Vorstand, Kuratorium und Förderverein. „Selbst wenn ihre wache, aktive und ebenso kompetente wie zugewandte Menschlichkeit uns allen und auch der Stiftungsarbeit immer sehr fehlen wird, so werden wir unser Möglichstes tun, um ihr Werk weiterzuentwickeln. Dabei wissen wir viele an unserer Seite.“ Jede und jeder sei eingeladen, die Arbeit der Stiftung zu unterstützen, ob durch Spenden an die Stiftung oder durch eine Mitgliedschaft im Förderverein. Denn Initiativen, die für die Fortentwicklung einer aufgeklärten und gleichberechtigten Demokratie stehen, sind gerade in Zeiten „gesellschaftlichen Roll-Backs“ wichtiger denn je.

Vorstand, Kuratorium und Förderverein der Stiftung Aufmüpfige Frauen