Monika Salzer

Monika Salzer
und die OMAS GEGEN RECHTS

Entstehung und Entwicklung der OMAS GEGEN RECHTS als politische Bewegung

Monika Salzer| Foto: Christopher Glanzl
Monika Salzer| Foto: Christopher Glanzl

Monika Salzer (*1948) hat im November 2017 mit der Facebook Gruppe OMAS GEGEN RECHTS eine Bewegung in Österreich ausgelöst. Schnell waren es mehr als 3.000 Follower. Aufgeschreckt durch die Wahlerfolge der Parteien FPÖ und der Blauen in Österreich – sie hatten den Wahlkampf mit dem Hass auf Flüchtlinge gewonnen – sehen die OMAS GEGEN RECHTS die Demokratie und Menschenrechte in Gefahr und damit auch die Frauenrechte.

Der Aufruf von Monika Salzer mobilisierte bald auch über die Landesgrenzen hinaus in Deutschland Frauen mit feministischem bzw. frauenpolitischem Selbst-Bewusstsein. In ihrem Programm heißt es: „Wir bekämpfen Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Sozialabbau“, und sie tun es ganz konkret und öffentlich. Ihre Generation ist in Zeiten des Friedens- und Wohlstands aufgewachsen, aber sie befürchten, dass dies den Enkeln nicht mehr vergönnt sein wird.

Daher engagieren sie sich für die Enkel/innen und mit ihnen für die Demokratie, Frauenrechte und soziale Gerechtigkeit. Sie repräsentieren einen integrativen Feminismus, der die politische Entwicklung aus der Frauenperspektive betrachtet und sich mit anderen Gruppen wie die Fridays for Future solidarisiert.
In kurzer Zeit ist aus der Facebook-Gruppe OMAS GEGEN RECHTS eine breite zivilgesellschaftliche Bewegung geworden, die sich in den politischen Diskurs einmischt. Der Aufruf von Monika Salzer hatte überraschende und überwältigend große Resonanz. In der geschlossenen FACEBOOK-GRUPPE sind es inzwischen über 2300 Mitglieder, auf Twitter fast 20.000 Follower und im Verein OMAS GEGEN RECHTS sind 500 Mitglieder organisiert. Mit weiß-schwarzen Plakaten und roten Strickmützen (Pussy Hats), die auf den Women’s March 2017 in den USA Bezug nehmen, gehen sie regelmäßig zu Demonstrationen.

Mit gemeinsamen Symbolen wie den auf Stöcken hochgehaltenen einheitlichen Plakaten OMAS GEGEN RECHTS und entsprechenden Buttons OMAS GEGEN RECHTS demonstrieren sie auf öffentlichen Plätzen und sind in weiteren Formen aktiv. In Österreich haben sich rasch zahlreiche Gruppen gebildet und in Deutschland bestehen etwa 100 Regionalgruppen.

Ältere Frauen als politische Aktivistinnen

Das Besondere, ja historisch Einmalige ist, dass die ältere Frau als öffentliche politische Kraft auftritt, als solche ist sie bisher nicht im kollektiven Bewusstsein gespeichert. Deshalb treten die OMAS GEGEN RECHTS öffentlich nicht als Einzelperson und auch nicht als Star auf, sondern als Gruppe, die auffällt und gemeinsam mit lauter, starker Stimme für die Zukunft aller Kinder und Enkelkinder spricht. „Denn vielleicht werden sie uns eines Tages fragen: Was habt ihr getan?“

Monika Salzer (*1948) hat die Bewegung OMAS GEGEN RECHTS initiiert. Wer ist sie als Person? Sie ist systemische Therapeutin, ev. Theologin und Organisationsberaterin, lebt in Eichgraben bei Wien und hat drei Enkelkinder. Ihre langjährigen Erfahrungen in der Sterbe- und Trauerbegleitung und ihre verschiedenen Ausbildungen gerade in ihrer Verbindung haben sie geprägt, sagt sie. Als Ausgleich reitet sie seit 25 Jahren Islandpferde.

In ihrem Buch OMAS GEGEN RECHTS beschreibt sie sehr persönlich, wie ihr beim Blättern in alten Familien-Alben Erinnerungen an ihre starken Großmütter hochkamen, und sie selbst als Großmutter angeregt haben, die Facebook-Gruppe zu gründen: „Statt mich zu ängstigen, dachte ich mir: „Steh auf! Statt die Luft zum Atmen zu verlieren: Geh hinaus! Statt zu leiden: Mach dem Leiden ein Ende“ (S.12).

Der Untertitel ihres Buches lautet daher: Warum wir für die Zukunft unserer Enkel kämpfen“. 

Dort schreibt sie: „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir das Klischee brechen wollen. 
Wir sind nicht die strickenden Braven hinterm Herd, die Apfelstrudel backen und Kinder versorgen, sondern wir sind eine politische Kraft.“

Mit ihrem Buch wendet sie sich sowohl an die Jungen als auch an die Alten. Den Jungen sagt sie: “Vertraut den Frauen Eurer Familie! Sie sind vom Patriarchat geprägt und haben oft keinen ausgeprägten Glauben an sich selbst. Deshalb glaubt Ihr an sie und ihr werdet die in ihnen ruhende Kraft spüren“.

Den Alten sagt sie: „Ihr seid das Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft und habt etwas zu erzählen! Behaltet Eure Geschichten nicht für Euch, sondern gebt sie an Eure Enkel weiter. Wie soll unsere Jugend die Zukunft gestalten ohne Wissen von Eurer Vergangenheit?“ (Monika Salzer Omas gegen rechts, S. 13). Ihr Buch widmet sie den mutigen politischen Frauen und Männern der Zivilgesellschaft, die sich in Österreich und Deutschland als OMAS GEGEN RECHTS engagieren.

Organisationsstruktur und Kooperations-Partner/innen

In Wien sind die OMAS GEGEN RECHTS als Verein organisiert. Monika Salzer ist Vorsitzende und Susanne Scholl Ko-Vorsitzende. Die anderen Gruppen haben eine lockere Struktur und in Deutschland sind die ca. 100 Regionalgruppen formal unterschiedlich institutionalisiert.

Susanne Scholl (*1949), Ko-Vorsitzende des Vereins OMAS GEGEN RECHTS lebt in Wien und ist Journalistin und Schriftstellerin. Sie hat Slawistik studiert und mehrere Bücher publiziert, z. B. Elsas Großvater. Sie stammt aus einer jüdischen Familie mit vielen Holocaust Opfern. „Wir sind eine Art Zeitzeugen, auch wenn wir zweite Generation sind, auch wenn wir nach dem Krieg geboren sind, haben wir doch die Geschichten unserer Eltern übernommen und unserer Großeltern. Und es ist unsere Aufgabe, immer wieder laut zu schreien und zu sagen: Das sind Dinge, die nicht mehr passieren dürfen.“

Weitere Vorstandsfrauen sind Elfriede Stockreiter, Kassiererin, Stv. Gerti Mayer, Helene Kaltenböck, Schriftführerin, Stv. Caroline Koczan-Ruttner.

Aktivistinnen mit politischer Botschaft

OMAS GEGEN RECHTS

Die OMAS GEGEN RECHTS sind eine Frauen-Bewegung, die sich der Stereotypisierung älterer Frauen widersetzt. Als Frauen über 60 Jahre sind sie selbstverständlich auch im Internet zu Hause, denn ohne das Internet wäre die Plattform und die soziale Bewegung nicht so erfolgreich. Dass sie sich Omas nennen, hängt mit ihrer Verantwortung für die Enkelgeneration zusammen. Angesichts der Gefährdung der liberalen parlamentarischen Demokratie in Europa haben sie einen politischen Nerv getroffen. Es geht ihnen um

  • den Einsatz für die gleichen Rechte aller in Österreich und Deutschland lebenden Frauen*, Männer und Kinder,
  • die sozialen Standards, die von Eltern und Großeltern zum Teil bitter erkämpft wurden,
  • den Respekt und die Achtung gegenüber anderen Mitbürgerinnen und Mitbürgern unabhängig von ihrer Religion und ihrer ethnischen Zugehörigkeit u.v.m.

Um bei den OMAS GEGEN RECHTS mitzumachen, muss frau nicht biologisch Großmutter sein, frau muss auch nicht alt sein. Die Aktivist*innen sind zwischen 55-75 Jahre alt, aber auch junge Frauen*, OPAS (analog zu den OMAS), Kinder, Enkelkinder, Freund*innen sind ebenfalls willkommen. Alle Gleichgesinnten können mitmachen und das Plakat OMAS GEGEN RECHTS vor sich hertragen. Das Plakat macht alle von Weitem mit dem Motto auffällig und sichtbar. Sie gehen auf die Straße und werden von Jugendlichen als cool wahrgenommen, denn sie solidarisieren sich mit ihren Forderungen.

Raus aus dem Haus – öffentlich werden

Die OMAS GEGEN RECHTS versuchen, auf vielen Kanälen präsent zu sein und zu argumentieren. Sie wissen, dass die Möglichkeiten als zivilgesellschaftliche Gruppe beschränkt sind.

„Wir sind wachsam, wir sind online! Wir machen Stadtspaziergänge und Sommerpromenaden. Hier treffen wir Leute und argumentieren dagegen, dass Schwarz-Blau wieder an die Regierung kommen soll.“ Und sie singen das Oma-Lied mit dem Refrain:

„Omas, Omas,
uns braucht das ganze Land,
wir kämpfen für die Kinder und machen Widerstand.
Omas, Omas,
die Wölfe dieser Welt verkaufen uns‘re Zukunft
heut‘ schon für das große Geld“.
(Text von Monika Salzer)

„Es macht unseren Erfolg aus, dass wir nicht für uns oder für unsere Pensionen auf die Straße gehen oder für unsere Interessen, sondern dass wir diesem Staat ein Geschenk machen und sagen, wir sind zwar alt, aber nicht so alt, und wir wollen uns für die kommenden Generationen, unsere Kinder und Enkelkinder, einsetzen“! (Monika Salzer)

„Wir setzen uns ein für eine demokratische, rechtsstaatlich organisierte, freie Gesellschaft.

  • Wir sind gegen faschistische Tendenzen, Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzungen Behinderter, alter Menschen und Ausländern, Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Sozialabbau.
  • Wir wollen Missstände in Politik und Gesellschaft mit geeigneten Methoden öffentlich machen.
  • Wir haben keine kleinen Kinder (mehr), wir müssen nicht mehr hart in Jobs arbeiten, wir haben mehr Zeit, uns politisch zu engagieren und
  • gerade jetzt ist es notwendig, einen Beitrag zu leisten. Es geht auch um Ermutigung, Vernetzung und Sichtbar-Machen unserer Beweggründe“.

Altsein heißt nicht stummsein!

Die OMAS GEGEN RECHTS erheben ihre Stimme, nutzen das Internet, gehen auf die Straße und auf Marktplätze und sind vielseitig aktiv, als da sind:

  • Menschenketten
  • Mahnwachen, z. B. für Geflüchtete aus Moria
  • Demonstrationen z. B. gegen die EU-Flüchtlingspolitik
  • Offene Briefe
  • Aktion Abstand gegen rechts
  • Fensterdemos
  • Rettungskette für Menschenrechte, April 2021 (Bochum) u.a.m.

Die Aktionsformen der Gruppen sind fröhlich und politisch gegen Rechts gerichtet!
Die rasche Ausbreitung der Gruppen OMAS GEGEN RECHTS ist auch dem positiven Echo zu verdanken, das die Omas in den Medien erregt haben, z. B.:

Presse-Echo: „Wenn die Pastorin im Ruhestand mit ihrer Truppe bei Demos auftaucht, steht sie meist im Mittelpunkt – und in den vergangenen Monaten haben die Seniorinnen fast keine Kundgebung in Wien ausgelassen: Geht’s gegen Rassismus, Antisemitismus, Sozialabbau – sie sind dabei. Salzer, die Frau mit den blond gefärbten Strähnen und der markanten roten Brille, ist der Kopf der wahrscheinlich eigenwilligsten Protestbewegung, die sich in dem Land je formiert hat. Selbst die BBC berichtete über diese Grannies Against the Right. Eine 70-Jährige als Gesicht des politischen Widerstands in Österreich? Salzer wusste: Das könnte funktionieren“. DIE ZEIT Österreich Nr. 9/2018, 22. Februar 2018.

Aus dem Programm:

„Wir OMAS GEGEN RECHTS beobachten auf vielen Ebenen der Gesellschaft eine Entwicklung hin zu autoritärem, faschistoidem bis offen faschistischem Gedankengut. Um diese Entwicklungen zu stoppen und zurückzudrängen, müssen alle demokratischen Kräfte gemeinsam handeln. Wir wollen uns in den politischen Diskurs einmischen. Wir wenden uns gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen die Ausgrenzung behinderter Menschen und alter Menschen. Wir stehen ein für die Rechte der vor Krieg und Not geflüchteten Menschen.“

Bisherige Auszeichnungen

  • 2019 Integrationspreis der Stadt Freiburg im Breisgau.
  • 2019 Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Auszeichnung durch die Stiftung Aufmüpfige Frauen

Die OMAS GEGEN RECHTS und ihre Initiatorin Monika Salzer werden ausgezeichnet, weil sie aktiv Widerstand gegen

  • eine politisch nach rechts driftende Gesellschaft leisten, weil sie eine Ländergrenzen überwindende politische Frauenbewegung initiiert haben,
  • sich in öffentlichen Aktionen für eine demokratische und generationen- wie frauengerechte Gesellschaft einsetzen,
  • erstmals in der europäischen Geschichte als ältere Frauen selbstbewusst ihre laute Stimme erheben,
  • einen Generationen übergreifenden integrierenden Feminismus repräsentieren und
  • Geschlechterstereotype von älteren Frauen widerlegen.

Infoheft zu Monika Salzer der Stiftung Aufmüpfige Frauen als PDF »