Sonja Eismann und Stefanie Lohaus

Das Missy Magazine und seine Gründerinnen Sonja Eismann und Stefanie Lohaus

Das Missy Magazine für Pop, Politik und Feminismus

Missy Magazine für Pop, Politik und Feminismus
Missy Magazine für Pop, Politik und Feminismus

Zum zehnjährigen Bestehen lautet das Resümee „Zehn Jahre Missy Magazine – das heißt zehn Jahre Feminismus, Pop und Politik. Nichts, womit man fett Kohle scheffeln kann“ (Editorial 05/18, S.5).

Das Missy Magazine ist ein Sprachrohr des popkulturellen Feminismus, das für eine radikale Selbstbestimmung der Frauen* bzw. aller Geschlechter eintritt. Es bietet Feministinnen jeglicher Couleur eine Plattform sich darzustellen und mit ihrer Stimme zu sprechen und erscheint in einer Auflage von 30.000.

Outfit und Sprache des Missy Magazine sind originell und frech. Es repräsentiert einen Feminismus in schillernden Varianten, in vielfältigen Farben und teils schrillen Tönen. „Wir schreiben ohne Rücksicht auf Verluste und das machen wir mit Absicht!“

„Wir schreiben über transFamilien, Sexarbeit, Lizzo, Mösendampfbäder, Rechtsruck, Coding, Fat Acceptance, Vereinbarkeit, Planningtorock, Anal Plugs, Rap, Katzen und Männer, Menstruation in Horrorfilmen, Asyl und Alltag, Achselhaare und Broad City. Futtern und Fashion sind für uns ebenso Themen wie queere Pornografie oder Organisationen, die sich für sichere Abtreibungen engagieren“.

„Missy stellt den Status quo mit einem Grinsen infrage. Weil wir (noch) nicht in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben. Weil es noch viel zu diskutieren und zu verbessern gibt. Feminismus ist passé? We don’t think so“.
Ihr Selbstverständnis formulieren sie als 

Ode an den Feminismus

„Was wir genau wollen?

  • Zum Beispiel sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Rechte für alle.
  • Gleichen Lohn für gleiche Arbeit – und sowieso bitte weniger Arbeit.
  • Wir wollen, dass es total egal ist, was du anziehst und für wen: Ob Glitzerfummel, Hijab oder Jesuslatschen.
  • Wir wollen nichts weniger als das gute Leben. Für alle.“

Das Missy Magazine liebt den Widerspruch. Die Texte sind intelligent und selbstbewusst in einem fröhlich-aufmüpfigen Ton geschrieben. Sie informieren gegen den Strich und lassen Personen und Äußerungen zu Wort kommen, die in anderen Medien nicht vorkommen. In ihrer Qualität und Form sind sie in Deutschland einmalig.

Ein Beispiel in der Rubrik Politische Meinung: „Die Neue Unfreiheit. Antifeminismus nervt. Besonders wenn er von Frauen kommt. Denn die sind oft wandelnde Widersprüche. In diesem Artikel bezieht sich Stefanie Lohaus (Missy H.02.2015, Seite 50 ff) auf Hedwig Dohm, die schon 1902 über AntifeministInnen Bescheid wusste und vergleicht diese mit aktuellen antifeministischen Journalistinnen. Während sich das Missy Magazine gegen rechts abgrenzt, ist es offen für einen Feminismus, der gegen jegliche Diskriminierung anschreibt und Autorinnen unabhängig von sozialer Herkunft, Hausfarbe, sexueller Orientierung u.a.m. zu Wort kommen lässt. Mit dieser wahrlich inklusiven Haltung und einem integrierenden Verständnis von Feminismus unterscheidet es sich von anderen FrauenZeitschriften.

Die Preisträgerinnen der Stiftung Aufmüpfige Frauen

Die Stiftung Aufmüpfige Frauen zeichnet zwei Frauen aus dem Gründungsteam mit einem Geldpreis in einer öffentlichen Feier aus: Sonja Eismann, die von Anfang an als Redakteurin dabei ist und Stefanie Lohaus, die 10 Jahre geschäftsführende Redakteurin war und weiterhin Verlegerin ist, jetzt aber bei der EAF angestellt ist.

Sonja Eismann
Mitgründerin, Mitherausgeberin und Redakteurin des Missy Magazine

Sonja Eismann
Foto: Paula Winkler

Sonja Eismann (*1973), freie Journalistin und Kulturwissenschaftlerin hat vergleichende Literaturwissenschaft, Anglistik und Romanistik (in Wien, Mannheim, Dijon und Santa Cruz USA) studiert. Sie schreibt, referiert, forscht und unterrichtet zu Themen rund um Feminismus und Popkultur.

Sie hat zwei schulpflichtige Töchter und lebt in Berlin und Wien. Sie mag Diskurs, Langlauf und kleine Tiere mit weichem Fell.

Als freie Autorin schreibt sie für verschiedene Zeitschriften u. a. Spex, taz, Jungle World und konkret.
Seit 2007 lehrt sie an verschiedenen Hochschulen (Paderborn, Akademie der Bildenden Künste Wien, Kunstuniversität Linz, Hochschule der Künste Bremen). Als Wissenschaftlerin liegen ihre Forschungsschwerpunkte auf der Repräsentation von Geschlecht in der Populärkultur, Dritte-Welle-Feminismus, gendersensiblem (pop)journalistischem Schreiben, Do-It-Yourself-Kulturen und Modetheorie.

Sie ist Mitglied im Musikbeirat des Goethe-Institutes.

  • Von 2002 bis 2007 arbeitete sie als Redakteurin beim Kölner Magazin Intro und war Mitbegründerin der Zeitschrift nylon. KunstStoff zu Feminismus und Popkultur.
  • Sie forscht zum Grassroots Feminismus Do It Yourself! Do It Together!, Zines und Craftivism im Kontext feministischer Kulturproduktion.
  • Sie engagiert sich für feministische Mädchen-Bildungsarbeit und wie sie eigene Kulturprodukte wie Zines (engl. kurz für „magazine“) und Craftivism („Crafting + Activism“) realisieren können.

Sonja Eismann ist Autorin bzw. Herausgeberin der folgenden Bücher:

  • Das neueste Buch von Sonja Eismann hat den provozierenden Titel: „Wie siehst du denn aus? Warum es normal nicht gibt“ (2020).
  • Hot topic. Popfeminismus heute (Hg. 2007)
  • „absolute fashion“ (2012)
  • Mach’s selbst. Do it yourself für Mädchen, mit Chris Köver (2012)
  • Glückwunsch, du bist ein Mädchen! Eine Anleitung zum Klarkommen, mit Christ Köver (2013)
  • Hack‘s selbst! Digitales Do it yourself für Mädchen (2015)
  • Fair für alle. Warum Nachhaltigkeit mehr ist als nur Bio (2016)
  • „Ene Mene Missy. Die Superkräfte des Feminismus“ (2016)
  • Beyoncé tut es. Lena Dunham tut es. Miley Cyrus tut es. Emma Watson tut es. Judith Holofernes tut es. Charlotte Roche tut es. Sie bezeichnen sich als Feministinnen. Und sie zeigen, wie aktuell das Thema ist.
  • Freie Stücke. Geschichten über Selbstbestimmung, Hg. mit Anna Mayrhauser (2019)
  • Die doppelte Scham. Über das autofiktionale Erzählen der französischen Schriftstellerin Annie Ernaux. In Konkret, 9, 2020.

Zum Internationalen Frauentag veröffentlichte Sonja Eismann den Text: Alles ist Feminismus, Feminismus ist alles. Bald ist wieder 8. März, und die ganze Welt eh schon feministisch. Oder wie ist das jetzt? Darin schreibt sie: „Dass Feminismus zu einer Art Global Brand geworden ist, mit deren positivem Image sich nicht nur Slogan-Shirts und gemütliche Unterhosen, sondern auch eine Menge anderer Produkte, Dienstleistungen und sogar Ideologische Staatsapparate verkaufen lassen, wissen wir. Was ist eigentlich noch drin in diesem Wort? Bitte weiterlesen!“ in Missyverse Archiv vom 02.03.2018

Mehr über Sonja Eismann: www.sonjaeismann.de

Stefanie Lohaus
Mitgründerin, leitende Redakteurin, Verlegerin des Missy Magazine

Stefanie Lohaus
Foto: Verena Brüning

Stefanie Lohaus (*1978) hat 2007 ihr Studium der Angewandten Kulturwissenschaften in Lüneburg mit dem M.A abgeschlossen. Anfang 2008 war sie eine der vier Gründerinnen des Missy Magazine und zehn Jahre lang Geschäftsführende Redakteurin, dessen Herausgeberin und Verlegerin sie bis heute ist.

Sie lebt mit zwei schulpflichtigen Kindern in Berlin, schreibt Artikel, moderiert, hält Vorträge und gibt Workshops zu den Themen:

  • Vereinbarkeit von Beruf und Familie,
  • Frauen in Popkultur und Medien,
  • Rechtspopulismus,
  • Feminismus,
  • demographischer Wandel.

Die Gründung des Missy Magazine bald nach ihrem Studium war eine Initiative, als Selbständige berufstätig zu werden und mit gleichgesinnten jungen Frauen eine Möglichkeit zu haben, ihr Lebensgefühl und ihre feministischen Vorstellungen zu kommunizieren.

Allerdings ernährt die Redaktionsarbeit für das Missy Magazine die Frau nicht, daher war sie wie auch Sonja Eismann und alle Mitarbeiterinnen des Missy Magazine auf andere Einnahmequellen und Nebentätigkeiten angewiesen. Stefanie Lohaus vertritt das 50 zu 50 Prinzip der Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit. Sie weiß und lebt, wovon sie spricht. Mit ihrem Partner Tobias Scholz hat sie ein erzählendes Sachbuch veröffentlicht „Papa kann auch stillen“.

Wie Paare Kind, Job und Abwasch unter einen Hut bekommen, Goldmann-Verlag (2015).
Sie nimmt in ihren Texten Stellung zu politischen Themen und schreibt z.B. über die niedrige Geburtenrate in Deutschland: „Sie ist eine Gemeinschaftsfehlleistung von Eliten in Politik, Wirtschaft und Medien, die viel zu lange nicht wahrhaben wollten, dass eine Generation herangewachsen ist, die in weiten Teilen andere Vorstellungen von Familie, von Leben und Arbeiten hat, als sie selbst. Wir sind weder faul, noch egoistisch. Die Arbeitsverhältnisse sind unsicherer. Frauen und Männer sind ähnlich gut ausgebildet. Und wir haben andere Werte. Wir wollen Selbstbestimmung, Partnerschaften auf Augenhöhe. Beruf und Familie vereinbaren. Und das ist derzeit für die meisten immer noch unmöglich“.

  • Seit 2019 ist Stefanie Lohaus Head of Communication der Non-Profit-Organisation EAF (Europäische Akademie für Politik und Wirtschaft Berlin e.V.) und verantwortlich für den Bereich Vielfalt in Führung (Diversity in Leadership).
  • 2016 war sie Mitverfasserin der Kampagne #ausnahmslos gegen sexualisierte Gewalt und gegen Rassismus.
  • 2016 kuratierte sie das Festival „Body Talk – Ein Festival über Körper und Märkte, Geschlecht und Sichtbarkeit im 21. Jahrhundert“ in den Münchner Kammerspielen.
  • Seit 2014 ist sie Redakteurin des feministischen Blogkollektivs 10nach8 auf Zeit Online und Gründungsmitglied der Kolumnenredaktion.
  • Von 2014 bis 2017 war sie Mitglied im Frauenrat der Heinrich-Böll-Stiftung.

Stefanie Lohaus hat jahrelange Erfahrung in der

  • Konzeption innovativer Medienformate,
  • redaktionellen Betreuung verschiedener Publikationen sowie
  • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Beiträge von ihr erschienen und erscheinen im Missy Magazine, auf Zeit Online, Vice.com, FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) und FAS (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung).

Auszeichnungen

2008 Gewinnerin im Kreativwettbewerb von „Hobnox Evolution Contest“ für das Konzept des Missy Magazine
2009 „Journalist des Jahres“ in der Kategorie „Newcomer“; Rang 97 in der Gesamtwertung der Zeitschrift Werben und Verkaufen …

Mehr über Stefanie Lohaus unter: www.stefanielohaus.de

Das Gründungsteam des Missy Magazine

Gründungsteam des Missy Magazine . v.l.n.r.: Sonja Eismann, Chris Köver, und Margarete Tsomou, Stefanie Lohaus. Foto Franziska Sinn
Gründungsteam des Missy Magazine . v.l.n.r.: Sonja Eismann, Chris Köver, und Margarete Tsomou, Stefanie Lohaus. Foto Franziska Sinn
  • Sonja Eismann *1973 Mitherausgeberin und Redakteurin. Als einzige des Gründungs-Teams ist sie weiterhin in der Redaktion.
  • Chris Köver *1979 Mitherausgeberin. Sie hat in Lüneburg und Toronto Kulturwissenschaften studiert und bei Zeit Online volontiert. Sie schreibt über Politik, Kultur und Technik, unterrichtet an der Akademie für Publizistik.
  • Margarita Tsomou *1977 Mitherausgeberin.  Lebt in Berlin als Autorin/Journalistin, Moderatorin und Dramaturgin. Sie schreibt für Print und Radio (Die Zeit, taz, Spex, FR, WDR, SWR u.a.)
  • Stefanie Lohaus *1978 Mitherausgeberin, Geschäftsführende Redakteurin (2008-2018) und weiterhin Verlegerin des Missy Magazine.

Sonja Eismann ist weiterhin in der Redaktion, Chris Köver, Margarita Tsomou und Stefanie Lohaus haben sich für andere existenzsichernde Engagements entschieden. Sie sind dem Missy Magazine aber weiterhin als freie Mitarbeiterinnen verbunden. Das aktuelle Redaktionsteam arbeitet mit vielen freien und wechselnden Autorinnen.
Alle vier Gründerinnen sind Multitalente und vielseitig kulturell, publizistisch und politisch unterwegs. Neben der Reaktionsarbeit für das Missy Magazine sind sie als Autorin und Herausgeberin aktiv, organisieren und leiten Workshops und Tagungen und sind in den sozialen Medien präsent. Von einer anfänglich hauptsächlich popkulturellen Stimme hat sich das Missy Magazine inzwischen breiter thematisch aufgestellt und stärker politisiert, wie sie selbst sagen.

Die Auszeichnung der Stiftung Aufmüpfige Frauen

Das Missy Magazin ist Sprachrohr des Feminismus in einer popkulturellen Variante. Es

  • verbindet Infos zu Musik, Kultur und Politik
  • praktiziert fluide und kollektive Arbeitsformen
  • hat popkulturelle und geschlechterpolitische Bücher herausgegeben und redaktionell betreut
  • hat innovative Medienformate kreiert
  • macht feministische Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Stiftung zeichnet Sonja Eismann und Stefanie Lohaus stellvertretend für das Missy Magazine aus, weil es eine kluge und kreative Stimme jüngerer Feministinnen in Deutschland ist, weil es sich gegen jegliche Stereotypisierung der Geschlechter wendet und einem inklusiven und integrativen Feminismus eine Plattform bietet und sich somit mutig und pfiffig für die Gleichstellung der Geschlechter engagiert.

www.missy-magazine.de

Infoheft der Stiftung zu Sonja Eismann und Stefanie Lohaus sowie zum Missy Magazine als PDF »