Prof. Dr.-Ing. Aylâ Neusel – 1. Preisträgerin 2006
Es ist ihre Fähigkeit, in neuen Bahnen zu denken und zu planen, ihr ungeniertes Verhältnis zur Macht, zu großartigen Entwürfen und ihre Pragmatik zugleich, die an Aylâ Neusel faszinieren.
Aylâ Neusel ist eine ganz besondere Frau, selbstständig und eigensinnig, konstruktiv kritisch und engagiert. Sie hat sich seit Jahrzehnten wissenschaftlich und politisch für Frauen in Hochschule und Gesellschaft eingesetzt und die Verhältnisse reformiert. Sie ist …
- eine geniale Frau, die viele neue Ideen in der Hochschul- und Frauenpolitik umgesetzt hat.
- eine grenzenlose Frau, denn sie ist mit mehreren Kulturen vertraut und kann als Ingenieurin aus mehreren wissenschaftlichen Perspektiven denken.
- eine mächtige Frau, denn sie kann Menschen und Institutionen bewegen und für ihre Ideen gewinnen.
- eine menschenfreundliche Frau, denn sie macht keinen Unterschied zwischen Alt und Jung, Arm und Reich, Menschen mit und ohne formale Bildung.
- eine aufmüpfige Frau, weil sie mutig und konsequent gegen den herrschenden Strom denkt und handelt.
Aylâ Neusel hat eine Universität (Gesamthochschule) Kassel geplant und war ihre erste Vizepräsidentin.
Sie war überhaupt die erste Frau, die sich traute, in der Hochschule nach den höchsten Ämtern zu greifen.
Sie war in vielen Funktionen in überregionalen Gremien der Hochschul- und Wissenschaftspolitik tätig, meistens in leitender Funktion. Sie ist eine exzellente Vorsitzende, die seltene Führungsqualitäten, Ausdauer und Kreativität besitzt.
Sie hat viele Forschungsprojekte zur Hochschule durchgeführt, und sie kann Brücken bauen und Menschen verbinden.
Zahlreiche Veröffentlichungen (kleine Auswahl)
Neusel, Aylâ: Eine Universität neu denken. In: Kamphans, Marion, Metz-Göckel, Sigrid, Zimmermann, Karin: Hochschule im Dialog der Geschlechter und Generationen. Wiesbaden 2006
Neusel, Aylâ: „ifu als Kind ihrer Zeit. Grenzverschiebungen zwischen Staat und Hochschule“. In: Neusel, Aylâ und Poppenhusen, Margit (Hg.): Universität Neu Denken. Opladen 2002, S. 301-316
Neusel, Aylâ und Poppenhusen, Margit (Hg.): Universität Neu Denken. Opladen 2002
Neusel, Aylâ: Die Internationale Frauenuniversität ‚Technik und Kultur’ – das Besondere des Konzeptes, In: Neusel, Aylâ (Hg.): Die eigene Hochschule. Opladen 2000. S. 33-56
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur (Hg.): Berichte aus der Frauenforschung: Perspektiven für Naturwissenschaften, Technik und Medizin. Bericht der niedersächsischen Kommission zur Förderung der Frauenforschung in Naturwissenschaften, Technik und Medizin. Hannover 1997
Neusel, Aylâ: „Selbstregulierung oder staatliche Steuerung? Eine Frage der Politikfähigkeit der Hochschule“. In: Neusel, Aylâ; Teichler, Ulrich, und Winkler, Helmut (Hg.): Hochschule Staat Politik. Frankfurt a.M. 1993
Neusel, Aylâ (Hg.): Aufstand im Haus der Frauen. Frauenforschung aus der Türkei, Berlin 1991
Zu ihrem 60.Geburtstag ist eine Festschrift erschienen: Vorausdenken – Querdenken – Nachdenken. Texte für Aylâ Neusel, hg. von Sigrid Metz-Göckel und Angelika Wetter, Campus Verlag 1996
Außeruniversitäre Aktivitäten
1982-1985 | Frauenbildungsarbeit am Kulturzentrum Schlachthof, Kassel, dort: Aufbau der internationalen und der türkischen Frauenarbeit im Rahmen der Arbeiterabendschule |
1983-1989 | Mitglied der Kommission für die Gesellschaftliche Gleichstellung der Frau beim Magistrat der Stadt Kassel als Vertreterin des Ausländerbeirats |
1983 | Gründung des Türkischen Frauenvereins und des Beratungszentrums für türkische Frauen, Kinder und Familien in Kassel |
1986-1990 | Gründung bzw. Mitgliedschaft in zahlreichen hochschul- und frauenpolitischen Gruppen: Rat der Frauen in Wissenschaft, Technik und Kunst, Arbeitsgruppe Frauen in der Hochschule der Westdeutschen Rektorenkonferenz, u.a. |
seit 1993 | Mitglied des Beirats des „Studienbegleitprogramms für Studierende aus Afrika, Asien, Lateinamerika in Hessen“ (STUBE) |
1990, 1995, 2004 | Mitglied der Forumsleitung „Fremde und Einheimische“ des Deutschen Ev. Kirchentages |
1991-1994, 1996 | Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des „Dokumentations-ZentrumsMuseums über die Migration aus der Türkei“ in Essen |
Aylâ Neusel war Planerin, Organisatorin und Präsidentin der Internationalen Frauenuniversität »Technik und Kultur« (ifu), während der Weltausstellung im Jahr 2000 in Hannover. Als größtes globales Projekt des deutschen Universitätssystems war es ein bisher einzigartiges Hochschulreformexperiment von Frauen für Frauen. Es haben an dieser Universität ein Semester lang 700 Frauen aus allen Kontinenten und 95 Ländern studiert und international anerkannte Zertifikate (credit points) erworben und zwar in den interdisziplinären Projektbereichen Arbeit, Infomation, Körper, Migration, Wasser.
Aylâ Neusel hat sich auch außerhalb von Hochschule und Wissenschaft gesellschaftspolitisch engagiert und hier besonders für türkische Frauen und Jugendliche. Sie hat Vereine gegründet, Bildungsarbeit gemacht und ihre Erfahrungen in die lokale und überregionale Politik eingebracht.
Frauen wie Aylâ Neusel braucht das Land. Man müsste sie erfinden, wenn es sie nicht schon gäbe. Daher wollen wir sie mit dem Preis würdigen.
Anschrift
Prof. Dr.-Ing. Aylâ Neusel
Methfesselstraße 50
D 10965 Berlin
neusel@uni-kassel.de
Biografie Prof. Dr.-Ing. Aylâ Neusel
Zum Lebenslauf
1936 | in Istanbul geboren, Abitur an der deutschen Mädchenschule in Istanbul und zum Studium nach Deutschland gekommen, verheiratet mit Günter Neusel, zwei Kinder
|
1955-1962 | Studium der Architektur und Promotion zum Dr.-Ing. an der TH Stuttgart 1979 |
Berufliche Karriere
1999-2003 | Präsidentin der Internationalen Frauenuniversität »Technik und Kultur« während der Weltausstellung in Hannover |
1994-1999 | Kuratorin der VolkswagenStiftung |
1995-1997 | Vorsitzende der Kommission „Zur Förderung der Frauenforschung in Naturwissenschaften, Technik und Medizin“ beim Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur |
1992-1994 | Vorsitzende der Kommission „zur Förderung der Frauenforschung und zur Förderung der Frauen in Lehre und Forschung“ beim Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur |
1986-90 | Vizepräsidentin der Gesamthochschule Kassel (1986 Erstwahl und 1988 Wiederwahl für die zweite Amtszeit) |
ab 1973 | Leiterin der Planungsgruppe |
1971-1976 | Mitglied der Projektgruppe zur Gründung der Gesamthochschule Kassel |
1963-1970 | Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Statik und Tragkonstruktionen an der Universität Stuttgart |
Mitgliedschaften in Beiräten, Kuratorien
seit 2003 | Mitglied des Universitätsrats der Universität Wien |
1996-1998 | Kuratorin des Deutschen Studienpreises der Körber-Stiftung, Hamburg |
seit 1995 | Mitglied des Gutachterkreises der VolkswagenStiftung, Hannover für das Programm „Leistungsfähigkeit durch Eigenverantwortung“ |
1995-1999 | Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Modellversuchs „Globalhaushalt an Modellhochschulen in Niedersachsen“, beim Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur |
1994-1998 | Mitglied der Jury des Elisabeth-Selbert-Preises des Landes Hessen |
seit 1994 | Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des FrauenMediaTurm, des feministischen Archivs und Dokumentationszentrums, Köln |
1993-1994 | Mitglied des Beirats des B-L-K-Modellversuchs „Förderung von Studentinnen in natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern“ an der Universität-GHS Paderborn |
1993-1994 | Ass. Mitglied der Forschungskommission des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, Hannover |
1993-2005 | Mitglied des Beirats des Archivs der deutschen Frauenbewegung, Kassel |
seit 1993 | Mitglied des Beirats des „Studienbegleitprogramms für Studierende aus Afrika, Asien, Lateinamerika in Hessen“ (STUBE) |
1991-1999 | Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Forschungsinstitutes „Frau und Gesellschaft“ in Hannover |