Rede Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel, Stifterin
24. September 2010 mit 250 geladenen Gästen in der Bürgerhalle des Rathauses der Stadt Dortmund
Als Stifterin heiße auch ich Sie persönlich zu unserer diesjährigen Preisverleihungsfeier an Frau Shaima Ghafury herzlich willkommen. Khosh amadin.
Die Stiftung „Aufmüpfige Frauen“ wäre nichts ohne die Frauen im Stiftungsvorstand, die sie fast alle von Anfang an mitgestaltet haben, und ich darf sie Ihnen vorstellen:
Hannelore Weihert, Betriebsinspektorin im Ruhestand, eine Dortmunderin und Frau der ersten Stunde
Prof. Dr. Felizitas Sagebiel, Sozialwissenschaftlerin, die an der Universität Wuppertal lehrt und immer anreist.
Karola Pohlhausen, Rechtsanwältin, die Sie schon kennen gelernt haben, jetzt Dortmunderin geworden ist wie ich auch.
Dr. Ute Zimmermann, Leiterin der Abteilung Chancengleichheit, Familie und Vielfalt der TU-Dortmund und lebt in Essen.
Bevor ich etwas zur Stiftung sage, möchte ich unsere afghanischen Gäste auf persisch begrüßen. Ich habe eine persische Doktorandin, mit der ich die Sätze eingeübt habe:
Khanome Ghafoury, barandeye djayeseye emssale ma, (Sehr geehrte Frau Ghafury, unsere diesjährigePreisträgerin),
wa khanewade mohtarame Ghafoury,(sehr geehrte Familie Ghafury),
Man be schoma wa dousstane schoma ghalban khoshamad miguyam. (Ich heiße Sie und Ihre Freunde herzlich willkommen).
Ma khoshhal hastim ke schoma dar in djaschn scherkat mikonid. (Wir freuen uns sehr, dass Sie mit uns feiern und an unserer Preisverleihung teilnehmen).
Shaima Ghafoury, ma be schoma kheyli maghrour hastim. (Liebe Shaima Ghafury, wir sind sehr stolz auf Sie).
Warum eine Stiftung „Aufmüpfige Frauen?
Zwei Gedanken nur möchte ich Ihnen mitteilen:
Wenn man oder frau etwas abgibt und mit anderen teilt, kann sie reicher werden als wenn sie alles für sich behält.
Mit einer Stiftungsgründung kann sich auch eine gewöhnliche Frau unsterblich machen, selbst wenn sie nicht steinreich und schon gar nicht göttlich ist.
Und eine persönliche Vorbemerkung:
In meinen ersten Studienjahren Anfang der 60er Jahre habe ich im internationalen Studentenheim in Frankfurt gewohnt. Damals gab es drei Flure für Männer und den obersten, den vierten für die Frauen und es gab fast nur Zweibettzimmer und für den ganzen Flur eine gemeinsame Küche: In ihr kamen alle Kulturen zusammen: Chinesen aus der Volksrepublik, Araber, mit denen wir das Ende des Ramadan feierten, Perser, aus der DDR Geflüchtete und Studierende aus fast allen westlichen europäischen Ländern.
Es ist ungeheuerlich, was frau und man in der Küche alles lernen kann.
Mein Mann, der auf dem Männerflur wohnte, teilte sein Zimmer mit einem Doktoranden aus Afghanistan, dessen juristische Dissertation bis vor kurzen noch in unseren Regalen befand.
Warum hat die Stiftung aufmüpfige Frauen Shaima Ghafury dieses Jahr für den Preis ausgewählt?
Die Stiftung zeichnet Frau Ghafury aus,
weil sie eine emanzipierte Frau ist, die sich für andere Frauen und das Gemeinwohl friedlich einsetzt
weil sie sich also aktiv für die Bürger/innengesellschaft engagiert und dies mit Zivilcourage.
Weil sie neben Beruf und Familie noch Zeit und Energie für die politische und soziale Arbeit findet, sowohl vor Ort in Marburg als auch in ihrem Herkunftsland Afghanistan. Sie ist eine afghanische Frau mit deutschem Pass.
Frau Ghafury entspricht den Zielen der Stiftung auf wunderbare Weise, wie sie noch hören werden.
Die Stiftung „Aufmüpfige Frauen“ hat eine gesellschaftspoltische Zielsetzung. Sie tritt für gleiche Rechte von Frauen und Männern ein und ist in diesem Sinne feministisch. Die Gleichstellung aller Frauen wie Männer gleich welcher Herkunft – ist ein Menschenrecht. Die Menschenrechte sind aber nur in einer Gesellschaft zu verwirklichen, die Frauen in allen Bereichen mitgestalten.
Im Stiftungsvorstand war seit längerem klar, dass wir gern eine Migrantin der ersten oder zweiten Generation auszeichnen wollten. Seit die Wahl auf Shaima Ghafury fiel, hat sich unsere Aufmerksamkeit für Afghanistan und seine Geschichte sehr geschärft.
Wir haben viel dazu gelernt. Es macht reich, eine Stifterin zu sein.