Begrüßungsrede Brigitte Wolfs
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dortmund
24. September 2010 mit 250 geladenen Gästen in der Bürgerhalle des Rathauses der Stadt Dortmund
Sehr geehrte Frau Ghafury,
sehr geehrte Frau Prof. Metz-Göckel,
sehr geehrte Ehrengäste,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Brigitte WolfsAls Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dortmund freue ich mich ganz besonders, Sie alle zur 3. Preisverleihung der Stiftung Aufmüpfige Frauen zu begrüßen.
Seien Sie herzlich willkommen!
Die Stiftung Aufmüpfige Frauen will feministischen Ideen in Deutschland Anerkennung und Wertschätzung verschaffen.
Als der Preis im Jahre 2008 an Frau Dr. Slawomira Walczewska verliehen wurde, haben das nicht nur die deutschen Medien, sondern auch die in ihrer Heimat Polen berichtet. Frau Slawomira Walczewska berichtete überglücklich, dass sich dadurch zum ersten Mal Türen für sie und ihre Anliegen öffneten, die vorher verschlossen waren – Ziel also mehr als erreicht!
Nach Polen ist es kein weiter Weg. Die Anerkennung und Wertschätzung konnte quasi über die Landesgrenzen schwappen. Dies wird bei der heutigen Preisträgerin anders sein! Afghanistan ist weit weg – es liegt fast 6 000 km von Dortmund entfernt.
Wahrscheinlich geht es vielen von Ihnen so wie mir. Was ich über Afghanistan weiß, ist eher diffus. Gut, ich habe mitbekommen, dass dort am 18.10. ein Parlament gewählt wurde. Und aus Vorträgen der Dortmunderin, Frau Karla Schefter, die in der Provinz Wardak – südlich von Kabul – ein Krankenhaus aufgebaut hat, habe ich schon einiges von der medizinischen Unterversorgung gehört.
Bekannt ist auch, dass das Auswärtige Amt dringend vor Reisen nach Afghanistan warnt.
Aber vielleicht ist es ja so, dass uns über Afghanistan so wenig wirklich bekannt ist, wie der Islam uns insgesamt mangels Wissen fremd ist?
Haben wir am Ende mehr Fragen als fundiertes Wissen?
Und nun die Diskussion um Frauenrechte, Menschenrechte, Islam und Feminismus:
- Was stimmt denn vielleicht an der Aussage, dass in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte lediglich ein westliches Ideal von Menschenrechten verwirklich ist?
- Kann eine Allgemeine Erklärung überhaupt den Anspruch erheben, überall auf der Welt, zu jeder Zeit und für alle Menschen gleichermaßen gültig zu sein?
- Darf die Gleichstellung von Mann und Frau der Prüfstein für die Akzeptanz des Islam in den westlichen Gesellschaften sein?
- Sind der Islam und die Emanzipation per se nicht vereinbar?
- Wo ist die Unterdrückung von Frauen untrennbar mit einer bestimmten Kultur bzw. Religion verknüpft?
- Wenn wir Frauenrechte einfordern, drücken wir damit die angebliche zivilisatorische Überlegenheit des Westens aus?
- Ab wann führt eine falsche Toleranz zu der Haltung nach dem Motto: Fortschritt für uns, Erstarrung bis hin zum Rückschritt für die Fremde?
- Welche Unterstützung wünscht sich die Mehrheit der Musliminnen überhaupt? Und wünschen sie sich diese Unterstützung von uns?
Fragen, die nur im offenen Dialog länder- und kulturübergreifend geklärt werden können.
Die Preisverleihung heute ist in diesem Sinne nicht nur als Ehrung für die bewundernswerte persönliche Leistung von Frau Shaima Ghafury zu werten, sondern auch als ein deutliches Zeichen des Bemühens, sich ernsthaft mit den unterschiedlichsten Lebenswirklichkeiten der Frauen dieser Welt auseinander zu setzen.
Sehr geehrte Frau Ghafury, ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu diesem Preis. Sie haben ihn verdient, Sie sind aufmüpfig. Bleiben Sie es und stecken bitte ganz viele Frauen – egal aus welcher Kultur – damit an!
Sehr geehrte Frau Prof. Metz-Göckel, ich danke Ihnen für die Gründung dieser dieser Stiftung. Ohne Ihre Stiftung und die heutige Preisverleihung hätten viele Menschen nie diese brückenschlagende Shaima Ghafury erlebt.